RUGBY HISTORIE „KIEL RUGBY & F.T ADLER"
Mit dem Fahrrad nach Flensburg, mit dem offenen Pritschenwagen im Oktober nach Hamburg? Wer in den 50er Jahren in Kiel Rugby gespielt hat, für den waren solche Aktionen an der ´Tagesordnung´.
Bald nach dem Zweiten Weltkrieg rief einer der Rugbyveteranen aus Kiel in den Kieler Nachrichten zum Neuanfang dessen auf, was sich vor dem Krieg schon einmal gut entwickelt hatte. Bei der Marine und den Werften wurde schon Anfang der 30er Rugby gespielt und gemeinsam dann auch der 1. Kieler Rugby Fußball Verein gegründet. Nach dem Krieg ging es mit der Herbstsaison 1949 mit drei Kieler Mannschaften (1. Kieler Rugby Fußball Verein, Post Sport Verein, F.T. Adler) in die Meisterschaftsrunde mit den Hamburger Mannschaften. Eine besonders wichtige Rolle beim Wiederaufbau des Rugby in Kiel spielten die in Holtenau stationierten britischen Soldaten des 29. Feldregiments, in besonderem Maße verbunden mit dem Namen des britischen Captain Townsend. Hier herrschten von Anfang an reger Austausch und freundschaftliche Verhältnisse, was durch die schon immer beim Rugby wichtige 3. Halbzeit gefördert wurde.
Ein großer Tag für die Kieler war der 24. April 1951: Auf dem Waldwiese Sportplatz spielten die Kieler gegen den schwedischen Meister Vasteras vor einer für heutige Zeiten im Rugby unglaublichen Zuschauermasse. Zweiter Teil der Doppelveranstaltung war ein Feldhandballspiel des THW.
Eine solche internationale Begegnung sollte kein Einzelerlebnis bleiben, da die Kieler immer bestrebt waren, internationale Beziehungen zu pflegen. So fuhr man im gleichen Jahr noch zum ´Rückspiel´ nach Schweden und das Jahr darauf zusammen mit dem ASK Hamburg nach Kopenhagen. Auch die deutsch-deutschen Beziehungen wurden im Rugbybereich von Kiel aus mit großem Ehrgeiz gefördert. Mit der Mannschaft Lok Leipzig entstand Anfang der 50er Jahre eine langjährige, intensive Freundschaft. So war man bemüht, mindestens einmal im Jahr ein Spiel zu organisieren oder auf eines der Turniere, die Beide veranstalteten, zu fahren. Dabei gingen auch schon mal ein paar Leute verloren, weil sie das Umkoppeln des Zuges verschlafen hatten. Sie kehrten dann aber mit kleinen Umwegen und etwas größerer Verzögerung doch wieder nach Kiel zurück.
Aber auch hier im regionalen Bereich geschah viel. Ein Höhepunkt waren immer wieder die gut besuchten ´Städtespiele´ zwischen Kiel und Hamburg. Trotz der guten Freundschaft abseits des Spielfelds waren diese Spiele immer hart umkämpft und wurden mit großem Ernst betrieben.
Viele haben in dieser Zeit ihren Beitrag zum Erfolg des Kieler Rugby geleistet und viele persönliche Opfer gebracht. Zu Diesen gehört ganz besonders auch Manfred König (´Menne´), ohne den dieser Artikel nie zustande gekommen wäre. Auf dem Feld und auch abseits des Feldes hatte er im Lauf der Jahre fast jede erdenkliche Position inne: Hakler, Gedrängehalb, 2.Reihe-Stürmer, Kassenwart, Schiedsrichterobmann, ... .So hieß es dann oft: „Mach mal, Menne!“ Zwischen 1955 und 58 arbeitete er als Minenarbeiter in der großen Rugbynation Südafrika und konnte dort weitere Erfahrungen sammeln, ehe er wieder nach Kiel zurückkehrte und hier weiter spielte. Doch leider mangelte es in Kiel schon immer an Nachwuchs und so gab es Ende der 50er in Kiel nur noch eine Spielgemeinschaft, die leider auch nur bis 1963 Bestand hatte. Doch der Abschied von Rugby in Kiel für fast drei Jahrzehnte verlief paradoxerweise nicht sang- und klanglos, sondern mit einem großen Paukenschlag: Um der Einladung eines japanischen Schulgeschwaders zu einem Rugbyspiel folgen zu können aktivierte Manfred König noch einmal eine komplette Mannschaft. Das Spiel ging zwar mit 0:3 (!) verloren, was aber der Freude über diese einmalige Möglichkeit keinen Abbruch tat. Mit dem Spiel war auch eine Einladung des Konteradmirals Koji Takikawa zum Empfang auf dem Zerstörer ´Oonami´ für Manfred König und seinen Bruder verbunden.
Das zwischenzeitliche Ende für Rugby in Kiel bedeutete aber noch lange nicht das Ende des ´Rugbylebens´ von Manfred König: jetzt fuhr der inzwischen 43jährige eben so oft es ging nach Hamburg, wo er 1987 sein letztes Old Boys-Spiel bestritt. Und auch heute unterstützt er noch die Kieler Mannschaft so oft es ihm möglich ist bei den Heimspielen.
Wie kommt es jetzt aber, daß in Kiel wieder Rugby gespielt wird? Ende der 80er fanden sich an der Universität hauptsächlich ausländische Studenten zusammen und fingen wieder an Rugby zu spielen und inzwischen können wir auf eine recht stabile Mannschaft aufbauen, mit der wir es dieses Jahr sogar geschafft haben, die Regionalliga Schleswig-Holstein für uns zu entscheiden.
Wenn man die 50er Jahre mit heute vergleicht, zeigt sich, daß vieles gleichgeblieben ist: Einzelne tragen immer noch viele verschiedene Ämter und eine kontinuierliche Nachwuchsschulung steckt noch in den Kinderschuhen. Zu den Auswärtsspielen zu kommen ist zwar nicht mehr so strapaziös aber trotzdem von Zeit zu Zeit ein Problem. Doch auch die guten Seiten sind erhalten geblieben: der gute mannschaftliche Zusammenhalt, die sehr beliebte 3. Halbzeit und natürlich der große Spaß am Sport!
Alex Haas
Im Kieler Rugby ist seit 1945 viel geschehen. Wir haben alles zusammengetragen was wir in unserm Archiv gefunden haben. Sicherlich ist dies nur ein kleiner Ausschnitt, wer also noch etwas beisteuern kann möchte dies bitte an uns senden, wir werden versuchen es einzubauen.
An dieser Stelle möchten wir allen danken die Kiel Rugby zu dem gemacht haben was heute ist. Stellvertretend möchten wir Manfred König, der entscheidend zum Wideraufbau nach dem Krieg beigetragen hat und uns noch heute bei jedem Heimspiel anfeuert, sowie die ehemaligen Mannschaftskapitäne Andreas Böcker und Jan Besold benennen.
Weiter denken wir gerne an alle die zurück, die für Kiel gespielt haben und mit uns gefeiert haben. Einige von ihnen haben sogar unentgeltlich als Trainer gearbeitet.
Ein weiterer Dank gilt allen ausländischen Spielern die uns unterstützt haben. Alle haben unentgeltlich(bei welcher Sportart gibt es das heute noch) für Kiel gespielt und manche haben sogar als Trainer gearbeitet. Ihr wisst wer Ihr seid. Danke!